Defne Karacan auf der Goethestraße in Bremerhaven Lehe

Von den Ursprüngen bis Heute: Die Entstehung Bremerhavens und des Goethequartiers

Vom 13.–17. Mai absolvierte Defne Karacan ein Praktikum bei uns. Wir haben uns sehr über ihr Interesse und ihre Mitarbeit in der Quartiersmeisterei gefreut. Dieser Blogbeitrag ist ein Ergebnis ihres Praktikums.

 

Die Geschichte Bremerhavens und des Goethequartiers Bremerhaven hat sich über die Jahre stark verändert und weiterentwickelt. Das Goethequartier zeigt besonders gut die Herausforderungen und Veränderungen der Stadt. In den folgenden Zeilen können Sie sich über die Historie Bremerhavens und des Goethequartiers informieren.

 

Die Anfänge und der Hafenbau

Im frühen 19. Jahrhundert war Lehe, heute ein Stadtteil von Bremerhaven, eine kleine Gemeinde mit etwa 1.545 Einwohnern. Wegen der Versandung der Weser konnte man die Häfen in Bremen nur schwer erreichen. Deshalb wurde 1830 ein neuer Hafen an der Mündung der Geeste in die Weser gebaut. Viele Arbeiter zogen nach Lehe und Geestemünde, um im Hafen zu arbeiten. Es wurden neue Häuser in der Hafenstraße, im Aueviertel und im Goethequartier errichtet.

 

Wachstum und Infrastruktur

Von 1830 bis 1876 wurden der Alte Hafen, der Neue Hafen, der Kaiserhafen I und die Kaiserschleuse gebaut. Dadurch wuchs die Bevölkerung von Lehe schnell. 1900 lebten dort schon 24.301 Menschen, und bis 1919 stieg die Zahl auf 38.105 an. Um die wachsende Bevölkerung zu versorgen, wurde die Infrastruktur ausgebaut. Schulen, wie die Lessingschule entstanden, die heute Schule am Ernst-Reuter-Platz heißt.

 

Stadterweiterung und Zusammenschlüsse

1924 wurden Lehe und Geestemünde mit 41.000 Einwohnern zur Stadt Wesermünde vereint.
1927 wurde Weddewarden eingemeindet und 1939 kam auch der Unterweserort Bremerhaven dazu. Die Stadt wuchs weiter.

 

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg veränderten das Leben in Wesermünde stark. Viele Menschen emigrierten, wurden verhaftet oder abgeholt. Jüdische Geschäfte wurden zerstört und Synagogen wurden in Brand gesetzt. Viele Männer mussten an die Front und kehrten nicht zurück. 1944 wurde Wesermünde bei Angriffen schwer getroffen, Lehe zu 12% zerstört, während das Goethequartier fast unbeschadet blieb. Die alten Häuser blieben erhalten.

Nach dem Krieg wurde Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt. Wesermünde gehörte zunächst zur englischen Zone. Mit der Gründung des Bundeslandes Bremen 1947, das Bremen und Wesermünde umfasste, kam die Region unter amerikanische Kontrolle und Wesermünde wurde in Bremerhaven umbenannt. Neubauten im Stil der 50er bis 70er Jahre veränderten das Stadtbild und störten die Einheit des Goethequartiers, das von Gründerzeithäusern geprägt ist.

 

Nachkriegszeit und Stadtentwicklung

Die Wohnungssituation im Goethequartier war lange schwierig. Es fehlte an Geld für Sanierungen, und viele Gebäude verfielen. Zwischen 1977 und 1992 wurde das Quartier von der „Neuen Heimat“ (heute Gewoba) saniert und neuer Wohnraum sowie Spielplätze geschaffen. Doch der Niedergang der deutschen Hochseefischerei, die Werftenkrise und der Abzug der US-Armee führten zu einem Bevölkerungsrückgang und vielen Leerständen.

 

Aktuelle Situation und Denkmalschutz

Trotz der vielen Veränderungen beherbergt das Goethequartier das größte zusammenhängende Ensemble denkmalgeschützter Gebäude in Bremerhaven, insbesondere in Teilen der Goethestraße und der Adolfstraße.

Heute steht das Quartier vor neuen Herausforderungen und Chancen, die Geschichte und das Erbe dieser einzigartigen Region zu bewahren und zu beleben. Die Geschichte des Goethequartiers ist eine Geschichte des Wandels, der Widerstandskraft und der Wiedergeburt. Sie zeigt die industrielle, soziale und kulturelle Entwicklung Bremerhavens und spiegelt die Höhen und Tiefen der Stadt wider.